Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
75 Jahre und immer noch gut zu Fuß
Die NaturFreunde Ditzingen konnten 2021 auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückschauen. Am 12. April 1946 haben in dem damaligen Gasthaus „Adler“ 16 Personen die Gruppe Wanderlust gegründet. In dem Gründungsprotokoll wurden von Max Hartinger die Ziele der Wanderer dargelegt. Interessant ist, dass – sicherlich auf seinen Wunsch – „Herr“ in „Genosse“ Hartinger geändert wurde. Neben Max Hartinger sind als vorläufige Vorstandschaft noch Karl Wachter (Wanderführer), Eugen Ruoff (Kassier) und Ernst Schwarzwald (Schriftleiter) gewählt worden.
Diese Wanderabteilung wurde mit Beschluss der Mitgliederversammlung vom Januar 1947 an die Organisation der Naturfreunde angeschlossen. Der vollständige Name lautete nun:
Sport- und Kulturvereinigung Ditzingen, Wanderabteilung, Mitglied des Touristenvereins „Die Naturfreunde“.
Aus dem Touristenverein „Die Naturfreunde“ wurde inzwischen ein auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit achtender Verband, der sich auf allen seinen Ebenen für die Menschen und die Natur einsetzt.
In der Präambel der Ditzinger NaturFreunde heißt es:
"Die NaturFreunde sind eine Umwelt-, Kultur- und Freizeitorganisation, die den Idealen des demokratischen Sozialismus, der Humanität und Solidarität verpflichtet ist. Nachhaltigkeit gilt ihnen als Handlungsmaxime, die wirtschaftliche Entwicklung mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verträglichkeit verbindet". Und weiter: "Sie helfen mit, eine Gesellschaft zu schaffen, in der niemand wegen seiner Hautfarbe, Abstammung, politischer Überzeugung, seines Geschlechts oder Glaubens benachteiligt oder bevorzugt wird, in der alle Menschen gleichberechtigt sind und sich frei entfalten können."
Warum bereits damals diese heute noch geltenden Worte der Präambel gewählt wurden, geht auf das Erlebte aus den 30er-Jahren zurück. Vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es in Ditzingen neben den bürgerlichen Vereinen auch einige Arbeitervereine (Sängerlust, Rotsport, Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität). Die Vereinsanlage des Arbeiterturnerbundes Rotsport in der Steinröhre ist manchen noch bekannt. Aus ihr wurde das erste Naturfreundehaus. Für den Bau dieser Vereinsanlage wurden 1930 bei der Ditzinger Bank Kredite über RM 1.000,00 aufgenommen, von denen bei der Auflösung und Vermögensbeschlagnahme 1933 noch RM 788,00 offen waren. Die Ditzinger Bank und der Ortsgruppenleiter Otto Fuchs griffen sich dann die Vereinsmitglieder, die für die Kredite gebürgt hatten und ließen sie – allen voran den ehemaligen Stadtrat Ernst Siegle als Hauptbürgen - die Schulden, die auf dem beschlagnahmten Vereinsvermögen lagen, samt Zinsen abstottern.
Auch der Arbeiterradfahrerverein Solidarität hatte ein Vereinsheim, das am 1. August 1931 Im Maurener Weinberg seinen Mitgliedern und der Allgemeinheit zur Benützung übergeben wurde. Der Gemeinderat und Bürgermeister Feil besichtigten die neuen Räume und gewährten einen Bauzuschuss von RM 100,00. Auch dieser Verein wurde 1933 aufgelöst, das Vermögen konfisziert und die Mitglieder drangsaliert. Und auch hier sorgten der Industrielle und SA-Obersturmbannführer Karl Fuchs und der Arzt Dr. Fritz Kochendörfer dafür, dass die Gemeinderäte Wilhelm Weidle (Vorsitzender der Sängerlust) und Eugen Heimerdinger (Vorsitzender der Solidarität) in das am 23. März 1933 eröffnete Konzentrationslager auf dem Heuberg kamen. Diese Vereine und deren ehemalige Mitglieder sind die Wurzeln der heutigen NaturFreunde Ditzingen. Seit damals bringt sich der Verein in unterschiedlichster Weise in das politische und gesellschaftliche Geschehen der Stadt Ditzingen ein.
Dieser Rückblick auf unsere Anfangsjahre mag für einige neu sein, denn kaum einer der jetzt Lebenden hat die Strapazen des „Tausendjährigen Reichs“ miterlebt. Dass man nach den vielen Entbehrungen sich wieder ein gesellschaftliches Leben wünschte, zeigt das Engagement der Mitglieder, den Verein wieder aufzubauen. Mit viel Muskelkraft wurde das erste Vereinsheim auf Vordermann gebracht.